DAT JEIT UNS NIT AM ARSCHIV VORBEI

Zum zehnten Jahrestag des Einsturzes am Karnevalssonntag eine Kooperation mit dem Schull un Veedelszöch

 

„ZEHN JAHRE EINSTURZ – DAT JEIT UNS NIT AM ARSCHIV VORBEI“ hing in großen Lettern über der Severinstraße an der Ecke Löwengasse. Dort, wo der Karnevalszug wegen der Einsturzkatastrophe seinen Weg ändern muss, hatte die Initiative ArchivKomplex ein großes Transparent aufgespannt und erwartete die Schull un Veedelszöch. Als der Karnevalszug ankam, hielt er an – in Respekt vor den Opfern der Einsturzkatastrophe. Die Zugleitung hatte früh mitgeteilt, dass sie auf den Jahrestag Rücksicht nehmen wird. Die „Goldenen Lyskircher Hellige Knäächte und Mägde“, die tradtionell am Zuganfang gehen, führten auf der Straßenkreuzung einen traditionellen Tanz auf zu Ehren der Opfer der Katastrophe. Unter den Zuschauern waren Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und SPD-Ratsfraktionschef Christian Joisten.

Mehrfach wurde darauf hingewiesen, wie sich das fröhliche Tanzen mit dem traurigen Gedenken verbinden kann. „Nach zehn Jahren gehen wir miteinander in einen Heilungsprozess", sagte Hans Mörtter (ArchivKomplex). „Aus Trauer, Wut und Schmerz entsteht Neues.“ Günter Otten (ArchivKomplex) zitiert aus einem Text der Hellige Knäächte und Mägde zum Tag: „Wir wenden uns in der historischen Tradition unserr Tanzgruppe, die tief mit der Geschichte unserer Stadt verbunden ist, gegen das Vergessen.“ Der Sänger der Helligen, Bauernschütz Thomas Hoffmann, machte nochmal klar: „Es wirkt vielleicht komisch, dass wir jetzt Freude mit unserem Tanz verbreiten, aber das Entscheidende ist, an wen oder was wir dabei denken.“ Dann tanzten die Knäächte und Mägde zur Musik von kölschen Karnevalsklassikern.

Wenig später organisierte „Köln kann auch anders“ eine Gedenkveranstaltung neben der Einsturzstelle. „Wir stehen auch nach zehn Jahren vor einem Loch, das aufgrund einer organisierten Verantwortungslosigkeit entstanden ist,“ sagte Dorothee Schneider („Köln kann auch anders“). Mathilde Kriebs (ArchivKomplex) stellte den Plan der K3-Halle mit dem Knick vor - Kultur als Mittel zur Heilung der Wunde; mehr dazu hier. An der Gedenkveranstaltung nehmen auch Stadtdirektor Stephan Keller, Baudezernent Markus Greitemann, KVB-Vorstand Jörn Schwarze und die neue KVB-Chefin Stefanie Haaks teil. Oberbürgermeisterin Reker: „Vor zehn Jahren geschah hier das bis dahin Unvorstellbare. Eine Tragödie, die wir nie vergessen werden“. Sie denke an die Angehörigen der beiden jungen Männer, die bei dem Einsturz tödlich verunglückten und an die der Seniorin, die sich nach dem Verlust ihrer Wohnung wenig später das Leben nahm, sagt Reker. Sie sei sicher, dass an der Stelle ein Ort des Gedenkens entstehen werde.

Presseberichte zum Jahrestag hier,
ein Beitrag von Oliver König als Nachlassgeber,
weitere Berichte unter "Links"
und ein Smartphone-Video (9 Minuten mit dem Auftritt) hier

 

Zehnter Jahrestag 2019

 

  Fotos: Christine Sünn