Foto: Andrè Dekker / Observatorium

Spagat am Rosenmontag

Der 16. Jahrestag des Archiveinsturzes fiel 2025 auf den Rosenmontag. Das verursachte einen Spagat. Aber wie wir schon 2014 einmal erfahren hatten, ist kölscher Karneval ist nicht nur närrischer Frohsinn, sondern lässt Traurigkeit zu. Trotz allen Trubels sollte auch 2025 nicht vergessen werden, dass am 3. März 2009 das Historische Archiv der Stadt Köln einstürzte und zwei Menschen in den Trümmern begrub; zugleich gingen viele Wohnungen sowie private Erinnerungen im Schutt der einstürzenden Gebäude unter. Eine ältere Dame nahm sich wenige Tage später aus Verzweiflung über den Verlust ihrer Wohnung das Leben. Eine Unmenge historischer Dokumente versank in den Trümmern; sie müssen noch Jahrzehnte lang restauriert oder überhaupt erst wieder identifiziert werden. Damit das alles im Trubel nicht ganz untergeht, haben wir an der Ecke Löwengasse / Severinstraße ein großes Poster aufgehängt:  

16. Jahre nach dem Archiveinsturz - Wann geiht d'r Zoch widder gradus?

Damit wiesen wir darauf hin, dass es nicht normal ist, dass der Rosenmontagszug in die Löwengasse abbiegt – auch wenn viele Zugteilnehmer/innen das inzwischen seit 16 Jahren nur so kennen. Zugleich wollten wir deutlich machen, dass es intensive Planungen für die Zukunft des Stadtraumes Waidmarkt/Severinstraße/Georgsviertel gibt. Das Poster und unsere Präsenz hat - trotz des ganzen Trubels an diesem Tag - einige Aufmerksamkeit erzeugt. 

Schon frühmorgens um 7.30 Uhr standen sechs von uns mit Oberbürgermeisterin Reker am Bauzaun des KVB-Bauwerkes,- die Zeitpläne am Rosenmontag sind eng. Die Stadt hatte zwei Kränze aufgehängt für Kevin und Khalil, die bei Einsturz starben. Anwesend waren auch Marvin Pagel, Bruder des beim Einsturz gestorbenen Bäckerlehrlings Kevin und sein Vater, Vertreter von Stadtverwaltung und KVB. Reker sprach nur kurz, erinnerte an die Katastrophe und deren Opfer, dankte dem Festkomitee und dem Präsidenten Kuckelkorn für seine Anwesenheit, aber auch den Initiativen „Köln kann auch anders“ und ArchivKomplex. Kuckelkorn hatte einen Trompeter der Roten Funken mitgebracht, der ein Willy-Ostermann-Stück spielte, sehr ruhig und angemessen, durchaus ergreifend.

Als um 10.30 Uhr der Rosenmontagszug über die Severinstraße kam und an der Löwengasse abbog, hatten wir unser 3,60 Meter breites Poster montiert. Trotz des großen Andrangs am Zugweg hing es stabil. Viele im Zug waren - wie zu erwarten - auf Kamelle-, Strüßjer- und Alaaf-Rufe konzentriert, aber immer wieder schauten einzelne hoch auf unseren Slogan und reagierten. Am Wegesrand gab es einige Gespräche, auch Ermunterung, weiter am Thema zu arbeiten. Zwei Studenten/innen der Kunsthochschule für Medien und machten Videos und Fotos für ein Arbeitsprojekt. 

Nebenan feierte die Koerfer-Gruppe (Eigentümer des Eckhauses, die uns sehr freundlich und unkompliziert das Ladenlokal zur Nutzung überlassen hatten) und die Baufirma Friedrich Wassermann (deren Bauleiter ebenfalls sehr kooperativ waren) im schon entkernten Hochparterre eine Karnevalsparty mit Fenster zum Zoch. Wir konnten immer mal wieder dort teilnehmen und einige gute Gespräche führen. Das Glockenläuten um 13.58 Uhr ging natürlich im Trubel unter, aber wer aufmerksam von ruhigen Orten zuhörte, konnte es mitbekommen. 

Wir danken ausdrücklich den Firmen, die unseren Auftritt unterstützt haben: 
der Koerfer-Gruppe https://www.koerfer-gruppe.de,
Friedrich Wassermann - zum Projekt Löwengasse: https://www.friedrich-wassermann.de/projekte/details/L%C3%B6wengasse-K%C3%B6ln-Aus-B%C3%BCros-werden-Apartments.html, und dem
Mediadruck am Ubierring https://mediadruckkoeln.de.

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