KÖLNER KLAGEGESANG - zum achten Jahrestag des Archiveinsturzes

Klagegesang
Foto: Christine Sünn

Als die Schweigeminute zum Gedenken an die drei Menschen, die im Zusammenhang mit dem Archiveinsturz am 3.3.2009 starben, vorbei war und als das Glockengeläut der Südstadtkirchen verklungen war, setzte der „Kölner Klagegesang“ ein: „Acht lange Jahre ist es nun schon her…“ Der Chor der Kölnerinnen und Kölner, geleitet von Andreas Herzau, und der Rapper Becks riefen eine wortgewaltige Anklage in die Runde, die viele Besucher der Gedenkveranstaltung an der Einsturzstelle tief beeindruckte. Den Text hat der Autor und Fotograf Reinhard Matz, langjährig aktiv in ArchivKomplex, verfasst.

(Hier der Link zum Wortlaut des Klagegesanges mit dem Video des Auftrittes)

Der Klagegesang war ein Höhepunkt der gemeinsam von ArchivKomplex und „Köln kann auch anders“ organisierten Gedenkveranstaltung, bei der zunächst Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach. Sie gedachte der drei Toten, der beiden jungen Männer, die beim Einsturz starben, sowie der älteren Dame, die sich später aus Verzweiflung das Leben nahm. Sie sei froh, dass die beiden Initiativen „Köln kann auch anders“ und ArchivKomplex die Aufarbeitung der Katastrophe kritisch begleiteten, sagte Reker und fügte an: „Das scheint hier sehr notwendig zu sein“. Die Oberbürgermeisterin betonte, wie sehr sie das Kunstwerk „Einsturzstelle“ von Mischa Kuball schätze. ArchivKomplex hatte die Tafel ein Jahr zuvor enthüllt und der Stadt zum Geschenk gemacht. Der Stadtrat hat das Geschenk durch einen einstimmigen Beschluss am 14. Februar angenommen (mehr dazu unter diesem Link). Man müsse sich mit Geschichte immer wieder beschäftigen, sagte Reker, indem man darüber rede, schreibe, kommuniziere, auch mit einem solchen Denkmal, das die Einsturzstelle auf den ersten Blick kennzeichne. „Deswegen bin ich von diesem Kunstwerk von Anfang an überzeugt gewesen“.

Frank Deja (Köln kann auch anders) stellte anschließend kritische Fragen an den neuen Kölner Stadtdirektor Stephan Keller. Keller bat um Geduld bei der Aufklärung der Einsturzursache. Er sprach von einem quälend langen Prozess, der durch die Komplexität der Aufgabe begründet sei. „Gründlichkeit muss hier vor Schnelligkeit gehen“, so Keller. „Es wäre eine Katastrophe, wenn am Ende aufgrund einer Nachlässigkeit im Beweissicherungsverfahren eine Verantwortung nicht mehr geklärt werden könnte.“ Er hoffe auf eine baldige Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft. Deja wies zweifelnd darauf hin, dass sich die Ermittlungen in der Einsturzgrube nach neuesten Erklärungen der Stadt wohl bis ins Jahr 2018 hinziehen würden. Eine Verjährung der strafrechtlichen Vorwürfe droht, wenn nicht bis 3. März 2019, zehn Jahre nach dem Einsturz, ein Urteil gesprochen ist.

Medienberichte (weitere unter "Presse" und "Links", siehe linke Spalte): Kölner Stadt-Anzeiger; report-k; Choices; NRhZ


Kölner Klagegesang, Fotos Christine Sünn:

Gedenkveranstaltung am Einsturzort, Fotos Christine Sünn: