Hoffen auf das Werkstattverfahren

Optimistisch zeigte sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 14. Jahrestag des Archiveinsturzes: Sie sei zuversichtlich, dass der 15. Jahrestag des Einsturzes mit „neuer Klarheit zur Perspektive Waidmarkt“ begangen werden könne. Sie erinnerte an die beiden jungen Männer, die beim Einsturz ums Leben kamen, und auch an die ältere Dame, die wenige Tage später „an gebrochenem Herzen starb“. Es ging Reker aber auch um die Perspektive: Sie setze auf den „Werkstattprozess“ unter Regie des Kulturdezernenten Stefan Charles, der nun „ohne Denkverbote und mit großer Transparenz“ eine Perspektive für die Gestaltung des Katastrophenortes entwickeln werde. Es gebe einen „Willen zum Erfolg“. Dabei werde die Ursache des Einsturzes nicht vergessen und zugleich ein Ergebnis angestrebt, „das in die Zukunft der Stadt verweist“. Aktiv beteiligt an diesem Prozess sind die Initiativen ArchivKomplex und  „Köln kann auch anders“. Die Stadt habe eine „wertschätzende Form des Miteinander gefunden“, betonte Reker, deshalb sei sie zuversichtlich, dass im nächsten Jahr Konkreteres vorliege.

3. März 2023Gedenktag am 3. März 2023 - (von links) Martin Stankowski mit Thomas Luczak, Frank Deja und Günter Otten   Foto: Sabine Pohl-Grund

In der folgenden Diskussion mit Martin Stankowski sagte Günter Otten für die Initiative ArchivKomplex, sie seien derzeit zwischen „Hoffen und Bangen“. Zwar sei der Werkstattprozess in Gang gekommen, aber zugleich sei zu befürchten, dass die vom Stadtrat beschlossene Halle K3, die Halle mit dem Knick, „unter die Räder kommt“ angesichts der gravierenden Probleme in der KVB-Baustelle. Die KVB als Bauherrin lasse Transparenz vermissen. Thomas Luczak (ArchivKomplex) forderte, dass mögliche Einwände gegen das K3-Projekt im Werkstattverfahren mit Tatsachen zu hinterlegen seien. Frank Deja von „Köln kann auch anders“ sprach sich deutlich gegen den alten Bauwettbewerb von 2012 aus: „Eine Blockrandbebauung nach Schema F und an der Ecke ein kleiner Gedenkort“ sei undenkbar. Zwar habe sich die politische Kultur in der Stadtverwaltung verbessert, auch infolge der Einsturzkatastrophe,  aber die ämterübergreifender Zusammenarbeit sei noch deutlich verbesserungsfähig. die Verwaltungsspitze immer noch nicht die treibende Kraft.