Das Ende von K3

K3 Plakat

Seit Anfang des Jahres 2023 geisterten aus dem Umfeld des Rathauses Gerüchte und Informationen herum, die auf ein Ende der Planungen für die unterirdische Halle K3 – Die Halle mit dem Knick hinausliefen. In den Kölner Zeitungen war schon am 17. Januar zu lesen: „Kulturraum steht vor dem Aus“ (Kölner Stadt-Anzeiger) oder „Gedenkhalle auf dem Prüfstand“ (Kölnische Rundschau). Am 3. Mai verkündete die Verwaltungsspitze in einer Pressekonferenz offiziell das Aus für die Planungen am unterirdischen Kulturort K3 (eine „Gedenkhalle“ war dort nie geplant, aber das Missverständnis hielt sich dauerhaft). Begründet wurde das mit statischen Problemen im U-Bahn-Bauwerk und angeblich mangelnder Nutzbarkeit der unterirdischen Halle. Unsere immer wieder formulierten Hinweise auf erfolgreiche, vergleichbare unterirdische Hallen hatten nicht gefruchtet (in Düsseldorf das KIT - Kunst im Tunnel - mitten im Rheinufer-Straßentunnel, in München den Kunstbau des Lenbachhauses direkt über der U-Bahnhaltestelle Königsplatz).

Immerhin wurden die Initiativen „Köln kann auch anders“ und ArchivKomplex zur Teilnahme an der Pressekonferenz im Rathaus eingeladen, und sehr wortreich führten Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Dezernenten Stefan Charles (Kultur), Markus Greitemann (Stadtplanung) und Ascan Egerer (Verkehr) aus, es werde ein oberirdischer Kultur- und Erinnerungsort am Waidmarkt entwickelt – darauf solle nun alle Energie konzentriert werden. „Es ist mein Ziel, diese Wunde, die noch in unserer Stadt klafft, zu schließen“, betonte Reker. Und: „Am Grundgedanken, Kultur und Erinnerung am Waidmarkt eine ganz besondere Bedeutung zu geben, hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Dieses Ziel kann oberirdisch nachhaltiger und deutlicher verfolgt werden.“

Eine städtische Pressemitteilung stellte es so dar: „Ziel der Stadtverwaltung am Waidmarkt ist die Fertigstellung des Stadtbahnbaus, die Etablierung eines attraktiven und gut besuchten Kulturraums/Erinnerungsortes sowie das Erschaffen eines lebenswerten Stadtraums mit hoher Aufenthaltsqualität,“ Daran werde im Austausch mit den Bürgerinitiativen „ArchivKomplex“ und „Köln kann auch anders“ gearbeitet, zum Beispiel in einer Planungswerkstatt, die der Kulturdezernent Stefan Charles ins Leben gerufen hat.

Als dann aber die Beschlussvorlage für den Stadtrat veröffentlicht wurde, stand kaum etwas über die neuen Perspektiven darin. ArchivKomplex machte Ergänzungsvorschläge, sprach mit Ratspolitikern, fand dort Verständnis. In der Ratssitzung am 15. Juni 2023 gab es viel Unterstützung und Zustimmung zu den Bemühungen von ArchivKomplex. Lino Hammer (Grüne) betonte, es sei eine gute Idee aus der Bürgerschaft gewesen, die K3-Halle mit dem Knick einzubringen. Niklas Kienitz (CDU) dankte Oberbürgermeisterin Reker, dass sie Verantwortung übernommen habe im Kontakt mit den Bürgerinitiativen, auch durch die Bildung der Planungswerkstatt. Es gehe im Kern um einen angemessenen Stadtraum, der nicht nur Ort des Gedenkens sein soll. Heiner Kockerbeck (Linke) betonte, südlich des Waidmarkt solle ein großer Bereich entstehen, der eher Platzcharakter hat, und das weitgehend verkehrsberuhigt. Das sei jetzt eine Möglichkeit, die entstanden sei aus der Abkehr von K3. Maria Helmis (SPD) sagte, alle seien froh, dass die Anregungen von ArchivKomplex ernst genommen werden, und lobte die jahrlange, intensive Vorarbeit der Initiative. Es solle nicht zu lange gewartet werden mit Aktivitäten am Einsturzort.

Schließlich gab es eine große Mehrheit für diesen ergänzten Beschluss (im Text unten sind die Ergänzungen zur Veraltungsvorlage kursiv):

Stadtrat 15.6.2023 (Niederschrift vom 24.7.2023)

TOP 10.32  Vorlage 1357/2023

Betreff: Neubewertung des Projektes am Waidmarkt - Einstellung der Planungen für einen unterirdischen Kulturort (K3) und Perspektiven der weiteren städtebaulichen und kulturellen Entwicklung.

Beschluss:

Der Rat beschließt,

    1. die Planungen zur Errichtung des unterirdischen Kulturraumes K3 nicht weiterzuverfolgen und stattdessen einen oberirdischen Kultur- und Gedenkraum zu planen und zu errichten, und
    2. stimmt der zwischen der Verwaltung, der KVB und der ARGE Los-Süd ausgehandelten Vereinbarung zum Entfall des Rohbaus K3 (Anlage 3) und damit der Änderung der Vergleichsvereinbarung vom 29.06.2020 (Vorlagen-Nr. 1887/2020) zu. Dabei soll der in der Vereinbarung zugesagte Betrag in Höhe von netto 4,8 Mio. € für die weiteren Planungen und Errichtung des Kultur- und Gedenkraums zur Verfügung stehen.
    3. Bei der Umsetzung des im ersten Punkt formulierten Ziels einen Kultur- und Gedenkort am Waidmarkt zu etablieren gilt es, in den weiteren Planungen und Verfahren („Qualifizierungs- und Wettbewerbsverfahren zur städtebaulichen Entwicklung des Freiraums und der Architektur“) zur Entwicklung des Waidmarktes bzw. des Georgquartiers die Denkanstöße der Bürgerinitiativen, die Ergebnisse der Planungswerkstatt, die Interessen der Bürgerschaft und Anlieger über Beteiligungsformate einzubinden.
    4. Das Grundstück des früheren Historischen Archivs bleibt dauerhaft im städtischen Eigentum. Die Verwaltung wird gebeten zu prüfen, ob die zwei benachbarten Grundstücke an der Ecke Severinstraße / Georgsplatz zur Entwicklung des genannten Planungsraumes angekauft werden können.
    5. Es soll geprüft werden, ob diese Mittel ausdrücklich auch für temporäre ortsbezogene Kulturaktionen und -veranstaltungen unter Regie des Kulturdezernates verwendet werden können. Der in der Vergleichsvereinbarung vereinbarte Erstattungsbeitrag wird zweckgebunden für den Raum Waidmarkt verwendet. Diese Mittel sollen ausdrücklich auch für temporäre ortsbezogene Kulturaktionen und -veranstaltungen unter Regie des Kulturdezernates und der Projektwerkstatt verwendet werden. Dazu erstellen ARGE und KVB bis Ende 2023 ein Konzept zur möglichen Bereitstellung von Baustellenflächen und stellen dieses dem Kulturausschuss in einem Fachgespräch vor. Einschränkungen und Verlängerungen im Bauablauf sind dabei unbedingt zu minimieren und im Konzept entsprechend vorzustellen.
  1.  

Abstimmungsergebnis:

Einstimmig bei Stimmenthaltung der AfD-Fraktion zugestimmt.

 

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