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Stadtrat beschließt Weg zum Neuen Waidmarkt
Das Konzept übernimmt Anregungen der Initiativen und der Projektwerkstatt
In seiner Sitzung vom 3. Juli hat der Kölner Stadtrat die von der Stadtverwaltung formullierte "Umsetzungsstrategie" für den Waidmarkt beschlossen. Sie nimmt viele Anregungen und Formulierungen von den Bürgerinitiativen ArchivKomplex und "Köln kann auch anders" auf sowie Vorschläge der Projektwerkstatt ("Auf dem Weg zu einem Neuen Waidmarkt"). Sehr konkret werden die nächsten Schritte beschrieben: In der Phase 1 wird es drei "künstlerischen Interventionen" in den Jahren 2026 bis 2028 geben. Die Auswahl wird von einer "Jury bestehend aus Vertreter*innen der Verwaltung, Bürgerinitiativen und Schüler*innen" getroffen. Für das Werkstattverfahren der Phase 2 in den Jahren 2029 bis 2031 sollen konkrete Planungen durch einen externen Dienstleister entwickelt werden, dafür ist eine "enge Zusammmenarbeit mit Bürger*innen und insbesondere Akteur*innen vor Ort" vorgesehen.
Das Papier ist auf der Seite der Stadtverwaltung unter diem Link abrufbar.
Für einen Ort von Schönheit und Haltung
Zwei Monate lang Gespräche und Begegnungen im Pavillon der Rotterdamer Künstlergruppe Observatorium
Kay von Keitz moderiert die Finissage am Panorama-Pavillon 29. Juni 2025 / Foto: go/ArchivKomplex
Zwei Monate lang stand der Pavillon der Künstlergruppe Observatorium aus Rotterdam auf dem Waidmarkt, in Sichtweite der Einsturzstelle. Eine Einladung zum Hereinkommen, Reden, Schreiben durch die Künstler. Observatorium war von der Stadt Köln mit einer „künstlerischen Intervention“ am Ort des katastrophalen Einsturzes des Historischen Archivs beauftragt worden. Die Künstler gingen der Frage nach: Wie beeinflussen der Archiveinsturz und dessen Nachwirkungen das Lebensgefühl der Kölnerinnen und Kölner? Sie hielten deren Beobachtungen, Erfahrungen, Einsichten und Erlebnisse in einem „Logbuch der Zwischenzeit“ fest.
Nachdem er acht Monate lang viel Zeit in der Südstadt verbracht hat, davon zwei Monate im Pavillon am Waidmarkt, resümiert Andre Dekker (Observatorium): „Der Archiveinsturz hat das Lebensgefühl der Kölnerinnen und Kölner in alle Richtungen ausgedehnt: Die Katastrophe hat sie wütender, trotziger, kämpferischer, argwöhnischer, gleichgültiger, gelassener oder utopischer gemacht.“ Er wird das Logbuch und die vielen Gespräche, die er geführt hat, auswerten. „Wir werden das alles dokumentieren und publizieren und wollen dadurch zur Entstehung eines Ortes beitragen, der von Schönheit und Haltung geprägt ist.”
ArchivKomplex und „Köln kann auch anders“ haben die Stadt jahrelang gedrängt, respektvoll und angemessen mit dem Ort des Einsturzes umzugehen. Daraus entstand eine produktive Zusammenarbeit in der Projektwerkstatt, die das Programm „Auf dem Weg zu einem Neuen Waidmarkt“ entwickelte. Kay von Keitz war Mitglied der Projektwerkstatt und er kümmerte sich als Kurator um den Pavillon. „Für mich ist unser gemeinsames Ziel, das Areal des Archiveinsturzes und den gesamten Waidmarkt zu einem belebten Ort der Erinnerung und zugleich zu einem Ort der neuen Wahrnehmung zu machen, voll aufgegangen“, sagt von Keitz. „Und das haben wir dem wunderbaren Skulptur-, Architektur- und Kommunikationsprojekt der Künstlergruppe Observatorium zu verdanken.”
Zur Finissage am 29. Juni 2025 kamen noch einmal rund hundert Interessierte. Sie sahen die Porträt-Zeichnungen von Marja Zomer, die im Pavillon entstanden sind. Sie erlebten die Vertragsunterzeichnung mit Ulrich Fischer (Historisches Archiv der Stadt Köln). Das Archiv wird Material von Observatorium übernehmen, wenn es gesichtet und ausgewertet ist. Sie applaudierten dem Team, dem Andre Dekker dankte: Hannah Heiermann, Ella Kühn und Regina Sasse, die Besucher empfingen und Gespräche aufzeichneten sowie Kurator Kay von Keitz. Sie hörten die Performance von Janko Hanushevsky, E-Bassist, Komponist und Klangkünstler zum Ausklang. Andre Dekker schloss alle 24 Türen des Pavillons.
Das Gastspiel ist zu Ende. Es wird weiter wirken.
Andre Dekker von Observatorium schließt die Türen des Pavillons / Foto: go/ArchivKomplex
Eine Sammlung von Fotos ist unter diesem Link zu finden,
Informationen über die Projektwerkstatt und Observatorium hier,
ein Infoblatt von ArchivKomplex hier,
Presseberichte hier und hier sowie
ein WDR-Interview mit Kurator Kay von Keitz hier und
die Seite von Oberservatorium hier
Konzept für ein besonderes Stück Stadt
Die Projektwerkstatt hat auf einem öffentlichen Infoabend in der Kaiserin-Augusta-Schule am 29. August 2024 ihr Konzept vorgestellt. „Wir freuen uns auf die Debatte mit der Bevölkerung,“ sagte Kay von Keitz, Mitglied der Projektwerkstatt. Zweieinhalb Jahre zuvor war die Projektwerkstatt mit Experten der beiden Bürgerinitiativen ArchivKomplex und „Köln kann auch anders“ in einem Gespräch im Kölner Rathaus initiiert worden, später ergänzt durch das Büro „startklar a+b“. Es gehe bei der langfristige Planung für den Ort um Erinnern, aber auch um die Überlegung: „Was für ein Stück Stadt wollen wir?“ fragte von Keitz und antwortete selbst: „Einen lebendige Ort, wo alle ein besonderes Stück Stadt erleben können.“ Ein erstes konkretes Ergebnis der Arbeit: Noch 2024 wird die Künstlergruppe Observatorium aus Rotterdam am Ort aktiv werden – eine allseits begrüßte erfreulich rasche Entscheidung der städtischen Kulturverwaltung auf Vorschlag der Projektwerkstatt.
Ein Bericht über den Infoabend am 29.8. unter diesem Link,
die Ergebnisse der Projektwerkstatt hier und
Presseberichte hier und unter diesem Link und ein Gastbeitrag unter diesem
Spenden
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BIC: DRESDEFF370 - Verwendungszweck: ArchivKomplex - Spendenquittungen werden ausgestellt.
Foto ArchivKomplex / go
Am Rosenmontag, 3. März 2025, dem 16. Jahretag des Archiveinsturzes, war ArchivKomplex am Zugweg, Ecke Löwengasse/Severinstraße mit einem großes Poster präsent. Mehr dazu unter diesem Link, unser Infoblatt hier und Berichte vom Tag hier.
Kölner Landgericht beendet Strafverfahren
Schlag ins Gesicht der Opfer - Viel Unterstützung für Petition
Die Einstellung des Strafverfahrens in Sachen Archiveinsturz durch das Landgericht Köln hat viel Kritik hervorgerufen. Eine Petition hat mehr als 200 Unterstützer gefunden sowie viele ungläubige und sehr nachdenkliche Kommentare. 15 Jahre nach der Einsturz-Katastrophe entsteht so der Eindruck, das Landgericht, das laut Bundesgerichtshof in den ersten Verfahren grobe Fehler gemacht hat, entledige sich nun endgültig der Aufgabe, Verantwortlichkeiten zu benennen.
Es gibt eine Dokumentation von ArchivKomplex hier. eine Petition an das Landgericht unter diesem Link sowie Presseberichte hier.
